DIE LETZTE NACHRICHT DES EDUARD ENGEL |
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Er war der
Erfinder der Bahnsteigkarte und wollte schon vor 100 Jahren in Deutschland
die Sommerzeit einführen. Mit seiner "Deutschen Stikunst"
war er lange vor Wolf Schneider oder Bastian Sick der auflagenstärkste
Streiter für die deutsche Sprache. Doch Name, Leben und Werk des
einmal sehr berühmten Eduard Engel ist heute den meisten Potsdamern
unbekannt. Zwar erinnert eine Straße im Bornstedter Feld an ihn.
Darüber hinaus aber ist der einstige Nachbar Karl Foersters, der
von 1917 bis zu seinem Tod 1938 in Potsdam-Bornim wohnte, fast spurlos
vergessen. Doch Engel ist noch weitaus produktiver: Ebenfalls nebenbei kümmert' er sich schreibend u.a. um die Einführung einer Sommerzeit in Deutschland (1909), um Lord Byron (1876), Königin Luise (1876), das literarische Eigentumsrecht (1882), Heinrich Heine (1884), die Aussprache des Altgriechischen (1887), die nötige Eisenbahnreform (1888), das Shakespeare-Rätsel (1904), den Wohnsitz des Odysseus (1912), Kaiser Friedrichs Tagebuch (1919), das falsche Deutsch im Duden (1927), um den Kaspar-Hauser-Schwindel (1932), sowie mehrere deutsche, englische und französische Literaturgeschichten. Engel ist nicht nur ein Vielschreiber seine Schriften werden auch gekauft und gelesen: Die Deutsche Stilkunst wird sein Bestseller, zwischen 1911 und 1931 erlebt sie 31 Auflagen mit insgesamt 64.000 Exemplaren. Bewundernd merkt das einst berühmte Berliner Nachschlagewerk über Leute, Dinge, Sitten, Winke an, der Publizist Engel sei so fleißig, dass der Verdacht aufkommen konnte, "es schrieben mehrere unter diesem Namen". In jedem seiner Werke ist Eduard Engel ein scharfer Richter aller Sprachfragen: Besonders die Kritik am "Welsch" seiner fremdwortverliebten Zeitgenossen, dem "geckenhaften Fremdsprachprotzentum und schmählichem Unvermögen zu deutschem Ausdruck", dem "Küchenlatein" und "Berlinfranzösisch" hat ihm mehr als einmal den Ruf eines ungerechten, deutschnationalen Chauvinisten eingebracht [...] |
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Der
Brief befindet sich heute in Potsdamer Privatbesitz, "28/7 Potsdam (Bornim) Hochverehrter Graf! Dank für Ihren gütigen Brief. Meine schwächern Augen erlauben mir keine Beantwortung Ihrer einzelnen Worte. Ich bin vor 54 Jahren aus dem Judentum ausgetreten, trotzdem sind meine Bücher verboten, und ich leide mit meiner Frau aus dem Hause Kleist bitterste Not. Sie können mir nicht helfen, selbst wenn Sie wollten Ich schuldete Ihnen diese Mitteilung, denn wahrscheinlich haben Sie nicht gewußt, daß ich jüdischer Herkunft bin. Verehrungsvoll, Engel." |
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Beitrag erschien gedruckt und bebildert |
©
Mathias Deinert
2015
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